Ist die Kunst vielleicht etwas Zeitloses? Liegt in dieser rhetorischen Frage vielleicht ein Stück einer größeren Wahrheit, ohne, dass die Menschheit dies zu begreifen vermag? Kunstwerke vergangener Epochen künden von Zeitlosigkeit; denn manche von ihnen überdauern Jahrtausende. Wurden in der Vergangenheit von lebendigen Menschen erschaffen, die beim Erschaffen ihrer Werke in der Gegenwart lebten. Sie werden von ebenso lebendigen Menschen, die irgendwann einmal in die Zukunft hineingeboren werden, staunend er- und vielleicht angefasst. Kunst bewahrt ihre Form und konserviert einen in ihr wohnenden ewigen Geist, der keiner Zeit unterliegt. Irgendwann, in naher oder ferner Zukunft, werden Kunstwerke vielleicht zerbrechen und vergehen, irgendwann werden sie dem Verfall auf dem Altar der Materie oder des Vergessens geopfert. Womöglich erst dann, wenn sich der ewige Geist aus ihr zurückzieht, um sich irgendwo an einer anderen Stelle der Unendlichkeit zu manifestieren. Wie sich der ewige Geist in allem Sichtbaren und Unsichtbaren, in den Kunstwerken der Menschheit niederlässt, so ist er auch in jedem Lebewesen über eine gewisse Zeitspanne hinweg wirksam und lebendig. Ein omnipotenter und ewiger Geist will sich immer wieder neu erkennen, formen, gebären und in Bewegung reflektieren. Das unendliche und ewige Universum ist vielleicht der unendliche und ewige Geist, den die Menschen vielleicht Gott nennen. Er ist vielleicht das, was sie denken, fühlen, das, was sie mit ihren Sinnen wahrnehmen und erleben. Jeder Wimpernschlag, jede Bewegung, jeder Stein und jedes von einem Blatt taumelnde Blatt ist vielleicht Geist, ist vielleicht Gott. Geist, in einer sich vielleicht bewegenden und verdichteten Form. Aus diesem ewigen Geist verdichtet sich vielleicht eine Idee zur Seele. Vielleicht ist das der Ursprung der Schöpfung, vielleicht die Voraussetzung, um eine mit Sinn behaftete Materie zu kreieren. Wenn sich der ewige Geist also vielleicht zu einer Idee verdichtet, muss vielleicht irgendwann einmal eine formende Kraft hinzutreten, mit der es möglich wird, dass eine Idee ihre bestimmte Form vielleicht annehmen kann. Diese zielverfolgende Kraft kann man vielleicht als Seele bezeichnen. In allem materiell Existierenden aus dem wir Menschen und dem, was uns umgibt, vielleicht erschaffen sind, befindet sich vielleicht der ewige Geist und die ihn bewegende Kraft, vielleicht die Seele. Die Zeit, wie wir sie kennen und die wir als Krücke benützen, um durch die polare Existenz zwischen Geburt und Tod zu humpeln, gibt es vielleicht gar nicht. Die Zeit wurde im Laufe von Menschengenerationen vielleicht erschaffen, um sich an etwas orientieren zu können. Sie ist vielleicht nur ein Kunstwerk. Im Verlauf von unzähligen Sonnenumläufen gewann die Einbildung der Zeit immer mehr an Bedeutung und verselbständigte sich. Was vielleicht mit den Sonnen- und Steinuhren in den alten Hochkulturen begonnen hatte, entwickelte sich zu einem vielleicht absurden Wettlauf der Zeit, vielleicht im Nanosekundenatombereich.
Vielleicht waren es findige und geschäftstüchtige Verführer oder eine menschenverblödende Werbung, die Götzen erdachten und erschufen, denen sich die Menschen in ihrer Naivität, Arglosigkeit und Ignoranz der Wahrheit vielleicht nur zu gerne unterwarfen. In ihren Wohnungen und an ihren Handgelenken huldigen sie vielleicht im Minuten- und Sekundentakt den Götzen? Die Menschheit machte sich vielleicht begeistert zum Götzendiener ihrer selbsterschaffenen Geißel: der Zeit! Vielleicht alles im Leben, vom Anfang bis zum Ende, vom Morgen bis zum Abend, von einem Jahr zum nächsten, wird die Welt in das Kostüm eines Zeitgespenstes gesteckt. Die Zeit trägt vielleicht an der oft verblendeten Menschen eine große Schuld. Mit und in ihr leben die Menschen vielleicht in ihrem größten Permanentirrglauben. Sie werden vielleicht gefoppt. Vielleicht foppen sie sich selbst, indem sie ihr schönes Leben in Gestern, Heute und Morgen teilen. Größtes Leid ergibt sich vielleicht dadurch, dass der Mensch damit nicht zurechtkommt. Es fällt ihm vielleicht schwer, die Gegenwart zu erleben, zu begreifen und zu genießen. Vielleicht halten sich seine Gedanken, und damit der Geist, entweder im Gestern oder im Morgen auf. Die Menschen gehen vielleicht in Schulen, in denen ihnen die Bedeutung des Augenblicks näher gebracht werden soll. Doch vielleicht fehlt ihnen die Konzentration. Die Kraft des Geistes, der Ursprung der Existenz, die Seele, kommt vielleicht nicht damit zurecht, dass sie in das Gefängnis der Zeit vielleicht eingepfercht worden ist. Entsprechend ihrem Naturell will sie vielleicht die Ewigkeit leben. Was vielleicht bedeutet, dass sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig und im Jetzt erkennen und formen möchte. Mit der Erschaffung der Zeit durch den Menschen ist vielleicht die Einheit des immerwährenden Augenblicks auseinandergerissen worden. Vielleicht stürzte diese Verletzung der Ewigkeit die zeitversessene Menschheit in ihr eigentliches Dilemma, an dem sie vielleicht seit Anbeginn fehlt, leidet und verzweifelt? Mit der Zeit wurde vielleicht im Menschen, in seiner Seele, die Ewigkeit, und damit vielleicht ihr Glauben an die Ewigkeit, zerstört. Stattdessen muss die Menschheit im Lügenkäfig ihres eigenen Zeitgötzen verharren. Gott ist vielleicht ewig. Indem die Menschheit die Ewigkeit zerteilte, zerteilte sie vielleicht Gott. Vielleicht suchen die Menschen selbstverschuldet nach dem ganzen Gott. Gott sei Dank fand diese Zerstückelung der Ewigkeit und damit auch Gottes vielleicht nur im Hirn seiner Schöpfung statt. Damit betrifft es Gott selbst vielleicht gar nicht.
Vielleicht braucht der Mensch nur seine inneren Augen zu öffnen, um zu erkennen, dass er im Hier und Jetzt in der Ewigkeit lebt. Vielleicht ist er mit jedem Atemzug in der Ewigkeit, mitten drin, vorher, jetzt und nachher. Vielleicht erlaubt er sich den Blick in diese Ewigkeit und in die mit ihr verbundene Ewigkeit. Von der Geburt an bis zum vermeintlichen Tod ist er hier auf der Erde, ist er ein Teil der Erde, ein lebendiger, sich bewegender, fühlender und vielleicht denkender. Auf der Erde leben vielleicht Milliarden von Menschen, diese auf zwei Beinen beweglichen und denken Teile der Ewigkeit. Jedes einzelne davon trägt mit seiner bloßen Existenz vielleicht dazu bei, dass die Welt genau so ist, wie sie ist. Mit jeder Geburt, mit jedem Absterben eines dieser Teile, ändert sich vielleicht die Gestalt und der Charakter des Planeten Erde. Doch vielleicht auch jeder Gedanke und jedes Gefühl tragen vielleicht auch zu einer energetischen Veränderung auf der Erde bei. Vielleicht erhält die Erde dadurch einen ganz eigenen Charakter, ähnlich einem Lebewesen. Vielleicht ist sie ein kosmischer Organismus, der jedem einzelnen Menschen unendlich groß vorkommen mag. So riesig und gewaltig, dass der Einzelne vielleicht sagt, dass es auf ihn sowieso nicht ankommt. Wodurch es vielleicht völlig egal sei, wie positiv oder negativ der einzelne Mensch zu sich selbst und zur ganzen Welt um ihn herum eingestellt ist. Vielleicht wirkt sich diese fatalistische Sicht eines einzelnen Menschen sehr wohl auf alle und auf die große Welt aus. Ein zerstörerischer Hassgedanke wirkt sich vielleicht unmittelbar aus und löst eine Kettenreaktion von Zerstörungen größten Ausmaßes aus. Man kann sich das vielleicht wie einen misstönenden Ton vorstellen, der – und sei er noch so leise – sofort die Harmonie aller anderen Töne stört und alles in Missklang bringt. Vielleicht ist es auf der Welt nicht nur ein Ton, sondern es sind derer vielleicht unzählig viele, alle in unterschiedlichen Misstonlagen. Und wenn die Menge der Misstöne weiter anwächst, wird die Harmonie der anderen vielleicht nicht nur vorübergehend gestört, sondern sie gerät durch die schwingende Verwirrung selbst in eine ebensolche schiefe Tonlage.
Ich bin und ich lebe im Hier und Jetzt, vielleicht zugleich in der ewigen Unendlichkeit. Alles, was ist und geschieht, ist und geschieht vielleicht im ewigen Augenblick. Dieser war, ist und wird vielleicht immer sein. Alles Existierende, dem ich hier auf Erden oder vielleicht extraterrestrisch im All begegne, ist vielleicht ewig. Vielleicht bewegt und formt sich alles im zimmerwährenden Augenblick, im Jetzt. Wenn es die Zeit vielleicht nicht gibt, ist vielleicht alles im Jetzt und in der Ewigkeit. Was ich als Zeit, Tage, Monate und Jahre empfinde, ist vielleicht nur die Bewegung in einem endlosen Raum. Vielleicht bewegt sich selbst ein Stein im Verlauf eines mehr oder weniger großen Stück Ewigkeit von alleine. Immerhin wurde ein Stein aus einer Idee des unendlichen, ewigen Geistes wegen erschaffen, und vielleicht wird er irgendwann wieder einmal zu Staub werden. So ist es vielleicht mit allem, was mich umgibt, mit allem, mit dem ich lebe. Meine Kleidung, mein Essen, meine Möbel, mein Haus, mein Auto, jedes Glas und jede Tasse, die ich in meiner Hand halte. Alle Kunstwerke sowie Gegenstände des Lebens, die von Menschenhand mit Hilfe einer Idee, die irgendwann einmal vielleicht vor Jahrtausenden oder nur Jahren dem Geiste entsprungen waren und sind, stammen, wie ich selbst auch, vielleicht aus der Ewigkeit. Selbst, wenn sie der Erde als Rohstoff, als Erdöl oder als Eisenerz oder als primitiver Stein entrissen wurden, sind sie vielleicht ewig, so wie auch die Erde selbst st vielleicht ein Stück Ewigkeit ist. Vielleicht bin ich von Anfang bis zum Ende ewig und von Ewigkeit umgeben. Ich gehe und bewege mich in und auf ihr. Vielleicht atme ich die Ewigkeit ein. Vielleicht bade und dusche ich die Ewigkeit. Vielleicht esse ich die Ewigkeit. Vielleicht gebe ich alle Ewigkeit wieder an die Erde als formveränderte Ewigkeit zurück, wenn ich sie loslasse und ausscheide. Vielleicht sind dies nur bescheidene logische Versuche einer Ode an die Schöpfung, doch das eine weiß ich sicher (nicht vielleicht): Ich bin ewig, ich war, bin und werde immer sein!