Warum nicht mal eine Jahrhundertansprache als Antwort auf eine Neujahrsansprache halten?
Den letzten Tag in diesem Jahr des 21. Jahrhunderts habe ich bis jetzt genutzt, um Liegengebliebenes aufzuarbeiten, damit ich umso beherzter und motivierter in das kommende Jahr starten kann. Eigentlich wollte ich an meinem aktuellen Buchprojekt arbeiten. Doch ist mir der bayerische Ministerpräsident gerade eben in die Quere gekommen. Natürlich nicht persönlich, da ich für ein Tête-à-Tête mit ihm keine Zeit habe. Für gewöhnlich – und wer mich kennt, weiß, dass ich die Mainstream-Medien meide – lese ich weder eine Zeitung, noch gucke ich das deutsche Fernsehen oder höre zensierte Kommentare von wichtigtuerischen Radiomoderatoren oder quäle mich mit bezahlten, bzw. gesponserten Nachrichten von Presseagenturen und Großunternehmen. Eben wurde ich jedoch im Vorbeigehen von einer Meldung erwischt, die obenstehende Überschrift als Aufreißer hatte. Darunter ein Foto mit einem bärtigen Herrn, von dem ich zunächst annahm, es sei der Weihnachtsmann ohne Mütze. „Nett“, dachte ich, „jetzt wird uns Deutschen auch schon der Nikolaus als Politiker verkauft“. Ich guckte genauer, da erkannte ich meinen Irrtum: Es war der bayerische Ministerpräsident! Ich lachte lauthals auf, doch nicht wegen seines bärtigen Konterfeis, das ihn im Übrigen um 20 Jahre älter macht und ihn wie einen alten Mann aussehen lässt, sondern wegen seines Comedy-Talents und seines Mutes. Eigentlich wollte er ja nur 10 Jahre regieren, doch vor einem Jahr drehte er mutig seine Meinung und kann sich gar vorstellen, über 2028 hinaus in Amt und Würden zu bleiben. Na ja, vielleicht, hofft er mutig, haben die Bayern Mut zu Veränderungen und kehren zur Monarchie mit ihm als König Markus zurück? Die Opposition im Landtag hat ihn, als er die Verfassung in diesem seinem Sinne verändern wollte, mit Donald Trump verglichen – ich meine, das scheint naheliegend und durchaus nicht unberechtigt. Ich meine auch, dass es genug ist mit ihm. Mir hat er mit seiner bisherigen Regierungsarbeit bewiesen, dass er keinen Mut zu Veränderungen hat.
Und nun besitzt er doch tatsächlich die Dreistigkeit, mich aufzufordern, „Mut zu Veränderungen“ zu haben. Ich schreibe jetzt deshalb „mich“, da ich ein organischer Teil Deutschlands und Bayerns bin; bestätigt mit Geburtsurkunde, Ausweis, Führerschein und Reisepass.
Herr Ministerpräsident, ich habe in meinem Leben mehr Mut zu Veränderungen gehabt, als Sie sich überhaupt vorstellen können. Ich hatte den Mut, privat und beruflich immer wieder neu anzufangen, wenn ich ganz unten war – und das alles ohne Netz und doppelten Boden. Ich hatte und habe den Mut, ehrlich zu sein, jedem, egal wen, meine Meinung über ihn oder sie zu sagen. Ich hatte den Mut, um meinen Sohn zu kämpfen, vier Rechtsanwälte gleichzeitig zu beschäftigen und alles Geld dafür auszugeben. Ich hatte den Mut, mich gegen eingeschüchterte und feige Behörden zu stellen. Ich hatte den Mut zu kämpfen, dabei habe ich alle Schlachten verloren, doch ich gab nicht auf und habe am Ende den ganzen Krieg gewonnen. Ich gab an meinen Sohn diesen Mut weiter, den man nicht kaufen kann und der auch nicht politisch von irgendeinen MP verordnet werden kann. Ich erfreue mich jeden Tag an ihm, da ich miterleben darf, dass er in die großen Schuhe, die ich ihm hingestellt habe, hineinwächst und damit seinen eigenen Weg geht. Ich habe 2021 den Mut gehabt, für eine neue Partei bei der Bundestagswahl zu kandidieren, wohl wissend, dass ich mich dabei suspekt und lächerlich machen würde, und auch wissend, dass ich dabei keine Chance haben würde. Meine Plakate wurden abgerissen und ich wurde angefeindet. Doch machte mir das alles nichts aus, weil ich Mut hatte, meinen Mitdeutschen wenigstens eine Idee von Veränderung zu geben. Übrigens war das in genau jener Zeit, als Sie, einmal hin, einmal her, Masken auf, dann runter, Impfpflicht ja usw. opportunistisch Entscheidungen fällten, wie es gerade angenehm für Pharmakonzerne und andere Hintergrundmächtige war. Es war damals sogar die Rede davon, dass jene Mutigen, die sich dem Diktat des in Bayern Herrschenden nicht beugen wollten, bzw. nicht impfen lassen wollten, abgesondert und impferzogen werden sollten. – Stammte dieser Mut (oder war es Opportunismus oder Boshaftigkeit oder Machtbesessenheit) diese meinungsfesten und selbstbewussten Menschen zu etwas zu zwingen, zu erpressen, zu unterdrücken und zu bestrafen nicht aus Ihrem Lager? – Ich meine, dass da die Idee zum Vergleich mit der Vergangenheit recht nahe liegt; denn vor 90 Jahren hatten die deutschen Bürger so etwas schon einmal erlebt.
Mut erfordert die Bereitschaft zu kämpfen, die Bereitschaft zu Niederlagen, bereit zu sein, niedergestreckt zu werden, sich vor Schmerzen zu winden, wehrlos auf dem Boden im Dreck zu liegen, über einem stehend der Sieger mit der Waffe in der Hand. Mut erfordert, die Angst in den Eingeweiden zuzulassen, sich dem Schlimmsten zu stellen, selbst, wenn man kurz davor ist, elendig zu verrecken. Der Komplettbruch in meinem Leben fiel genau mit der Katastrophe von Fukushima zusammen; das war Januar 2011. Ich arbeitete damals noch in Berlin als Stenografin im Bundestag – damit im Zentrum der Politik. Ein Niemand, der früher eine Rolle in meinem Leben gespielt hatte, bombardierte mich mit Hilfe seines Anwalts, einem kautzigen Strafrechtler, mit fünf Strafanzeigen, um mich als Mutter und beruflich zu diskreditieren. Sein Ziel, aus mir eine Kriminelle vor dem Staat und eine Hure vor dem Sohn zu machen. So sah es aus! Wie viele hätten sich an meiner Stelle die Kugel oder den Strick gegeben? Ich habe es nicht getan, sondern das genaue Gegenteil, entsprechend des Gedankens von Bertold Brecht „Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren!“
Mut steckt in den Nieren, und im Herzen wird er gezündet.
Als chinesische Medizinerin weiß ich um das Phänomen der Angst, die in die Hose machen lässt, die zu kalten Füßen führt oder das Rückgrat bricht. Die Angst wird der Nierenkraft zugeordnet. Sie ist allerdings nur der negative Aspekt. Am anderen Ende der Achse, also am gegenüberliegenden Pol, liegt der positive, nämlich der Willen. Der wird im Herzen gezündet! Und der, Herr Möchtegernmutiger, ist meinen deutschen Mitbürgern – mir nicht mehr, denn den Prozess, wie ich meine Willenskraft erarbeitet und erhalten habe, kennen Sie, liebe Leserschaft, ja nun – durch ein Jahrhundert hindurch gründlich aberzogen worden. Übriggeblieben sind Selbstzweifel, Angst, Feigheit und Opportunismus. Diese sind über Generationen hinweg weitergereicht und anerzogen worden. Dabei ist das Herz in die Hosentasche gerutscht. Und jetzt, wo der Familien- und Sippendruck sich aufgelöst haben, haben die Erziehung Staat und Medien übernommen.
Sind Sie sich überhaupt bewusst, was Sie fordern? Können Sie die Konsequenzen wirklich abschätzen, Herr MP, was es für Sie und alle linken, mittigen und rechten Machtmenschen in Politik, Wirtschaft und Medien bedeutet, wenn die einfachen, arbeitenden und Steuern zahlenden, jetzt nur im Stillen sich beklagenden Deutschen „Mut zu Veränderungen“ haben? Denken Sie an meine Worte, denn mit dem Mut ist der Willen verbunden, und wenn der erst einmal geboren ist, werden Sie und die, ich meine jetzt mal „nicht so mutigen, dafür aber umso machtbesesseneren Unverbesserlichen“ die Stühle hinten runter fallen. Dann wird es große Veränderungen geben, die Sie nicht mehr kontrollieren können.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen, wünsche ich jedem Leser, der mir bis hierher gefolgt ist, dass Sie das Herz aus der Hosentasche holen, wünsche beherzten Mut und Willen, sich und Deutschland zu verändern. Am Anfang, das möchte ich Ihnen aufgrund meiner eigenen Erfahrung mitgeben, steht der Gedanke, entsprechend dem Wort des französischen Philosophen René Descartes: „Ich denke, also bin ich!“, womit er meinte, dass alles im Leben einmal angezweifelt werden muss, um die Wahrheit zu finden.
Wir werden uns auch 2025 weiterhin sehen, herzlichst Ihre mutige Evi Ströhm