„Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten“…

…habe ich vor einigen Tagen beim Brötchenholen aufgeschnappt, als mein müder Blick über die Titelseite von BILD, die sich in einem Zeitungsständer neben der Kasse langweilte, tastete. Von diesem unverschämten Hammer war mein Hirn hellwach geschlagen worden. Meine Leber bzw. Gallenblase explodierten gleichzeitig, und Wut kochte in mir hoch. Friedrich Merz! Gerade die Kurve gekriegt, im zweiten Wahlgang noch ein paar Stimmen erheischt, um endlich einmal im Leben doch noch Bundeskanzler zu werden. Dieser Angela Merkel zu zeigen, dass er es auch kann. Nachdem sie ihm vor ihrer sechzehnjährigen Marathonregentschaft ein gehöriges Schnippchen geschlagen hatte. Mit Hilfe des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber, für den sich ausgerechnet Merz und noch ein paar andere CDU-Recken, deren Namen im politischen schwarzen Loch verschwunden sind, als Bundeskanzlerkandidanten einsetzten, hatte Merkel ihm – und das auch noch mit Stoibers Unterstützung – neben dem Partei- auch noch den Fraktionsvorsitz weggeschnappt. So viel zu den „Ide(e)n des Merz“ im Jahr 2002 und dem „Brutus-Verrat“, seit dem Merz auf Merkel nicht gut zu sprechen ist.

Ob sich unter Merz mit der arbeitenden deutschen Bevölkerung ein Wirtschaftswunder wiederholen wird, ist fraglich. Als Teil des deutschen Volkes fühle ich mich von seinem Appell, dass ich mehr und effizienter arbeiten muss, im Negativen herausgefordert. Dank eines langen Wendehalses mag er sich in der Öffentlichkeit und verbal eleganter drehen und wenden. So habe ich heute in der Welt gelesen, dass er den Appell an die Deutschen, die müssen mehr und effizienter arbeiten, gar nicht so gemeint habe. Hat er also gemerkt, dass sich die Deutschen über seinen Befehl ärgern. Er stellte klar, dass ein Normalverdiener ein normales Wohneigentum erwerbe können müsse. Na, das klingt schon wieder ganz anders. Doch kann ich das glauben oder ihn ernst nehmen? Wie bereits einige Male in jüngster Vergangenheit springt er wie ein Tiger nach vorne und landet bei berechtigter Kritik als Bettvorleger. Ich bin bei ihm daher lieber misstrauisch. Auch mit Blick in die außenpolitische Zukunft und seiner Idee (bevor er Bundeskanzler war) und Absicht (jetzt als Bundeskanzler), an die Ukraine die Marschflugkörper Taurus zu liefern und damit den Krieg gegen Russland zu unterstützen, bzw. weiter anzufeuern. Merz zündelt und treibt vor allem Deutschland in einen Krieg mit Russland. Wieder als Tiger gesprungen, hat er an Putin im großmäuligen Alleingang ein Ultimatum gestellt, das jetzt verstrichen ist. Dieses Mal wünsche ich innigst, dass er wieder als Flokati landen wird. Der Rest der EU-Länder wird sich nämlich von Deutschland und Merzens Ultimatum berechtigterweise abwenden – das täte ich auch. Merz bringt uns wieder in die gleiche Situation wie vor 86 Jahren! Aggressor Merz ist quasi bereit, Deutschland und damit mich und über 80 Millionen Deutsche in den dritten Weltkrieg hinein zu stoßen. Danke, Du Renommist! Ach ja, weißt Du, lieber Leser, was das ist? – Ich zitiere kurz Erich Kästner: „Ein Renommist, das ist ein Mann, der viel verspricht und wenig kann!“ Mehr brauche ich nicht zu sagen. Zu „Taurus“ jedoch noch eine Anmerkung: Cave Taurus! Möglicherweise nimmt der nicht sein Gegenüber auf die Hörner, sondern er macht kehrt und spießt damit seine Absender auf…

So, aber jetzt wird es Zeit, dass ich zum Anfang dieses Artikels und dem Grund meines Schreibens zurückkehre, nämlich, dass ich gefälligst mehr und effizienter arbeiten soll.

Ich befasse mich mit dem Begriffen „Arbeit“ und „Effizienz“ etwas näher, indem ich sie über die Physik definiere. Oder andersherum, definiere ich zunächst Leistung. Sie ist Arbeit geteilt durch Zeit. Das heißt, die Leistung ist umso größer, je weniger Zeit ich für die Arbeit brauche. Wenn es nur um das „Arbeiten“ geht, spielt Zeit eigentlich keine Rolle. Da kann ich so viel Zeit für die Arbeit brauchen, wie ich nur möchte. So gesehen, hat Merz einen Denk- und Sprachfehler bei seinem Appell gemacht, indem er die Deutschen aufforderte, nur mehr zu arbeiten. Das können sie, und sie können sich dabei unendlich Zeit dafür nehmen. Macht nix, Hauptsache, es wird viel gearbeitet. Insofern könnte Merzens Befehl, mehr zu arbeiten, ein Schuss nach hinten sein. Ja, Herr Bundeskanzler, ich arbeite mehr, denn es ist egal, wie viel Zeit ich dafür brauche. Nun zur „Effizienz“, die Aufwand und Wirksamkeit gegenübergestellt. Je geringer der Aufwand und je höher die Wirksamkeit ist, desto höher ist sie. Die Forderung, dass mehr und zugleich effizienter gearbeitet werden soll, ist eigentlich unlogisch, doch damit können arbeitende Wirtschaftsphilosophen und Politiker (sind die effizient, bzw. leisten die eigentlich etwas?) beschäftigen.  

Dieses Jahr werde ich 60. Seit Mai arbeite ich um die Hälfte weniger an Stunden, dafür leiste ich umso mehr. Meine Effizienz habe ich um 100 Prozent gesteigert. Das funktioniert, weil ich berufserfahren, diszipliniert, fleißig und konzentriert bin. Die Gründe, warum ich ab jetzt weniger arbeite, sind mein Alter und mein Gesundheitszustand. Doch nicht, weil ich alt oder krank bin. Im Gegenteil! Ich bin jetzt noch jung genug und gesund, den größer gewordenen Teil meiner Freizeit neu zu gestalten und noch intensiver, freier und bewusster zu leben. Es warten noch einige zu schreibende Bücher auf mich. Diesen Luxus verdanke ich übrigens dem deutschen Finanz- und Wirtschaftssystem. Das heißt, ich verdanke ihm die Erkenntnis, dass es Unsinn ist, sich krumm und schief zu arbeiten und zu rackern, nur, um dann noch mehr Steuern und Sozialabgaben zu bezahlen. Reich werden kann ich bei meinem Beruf eh nicht. Darum habe ich meine Bedürfnisse altersentsprechend reduziert und bin manchmal echt überrascht, mit wie wenig Geld ich auskomme. Ich führe irgendwie ein preiswertes Leben ohne kostspieligen Schnickschnack, dafür bekomme ich wieder mehr Zeit. Mein quasi „erlöster“ Zustand erinnert mich an Michael Endes Kinderroman „Momo“. Erinnern Sie sich auch an ihn? Am Anfang waren die Menschen glücklich mit dem, wie sie waren und wie sie lebten. Jeder hatte eine Lebensblume. Auf die waren aber die Grauen Herren von der Bank scharf und überredeten die Leute, sie ihnen zu verkaufen. Dafür bekamen sie Geld, und die Lebensblumen wurden in den Banken in den Tresoren deponiert. Es war wie eine Seuche, bei der die Menschen immer unglücklicher und ihre Herzen kalt wurden. Die Grauen Herren rauchten ständig Zigarren, von denen sich herausstellte, dass sie aus den Blättern der Lebensblumen gedreht waren. Nur so konnten die Grauen Herren existieren. Merz und Co. sind für mich Graue Herren, doch ich lasse mir von ihnen meine Lebensblume nicht nehmen. In diesem Sinne bitte ich Sie alle, lesen Sie „Momo“ und achten Sie immer gut auf Ihre Lebensblumen!