Schönheitsbonus

„Schönheit ist wie Pornografie. Man kann sie nicht beschreiben, aber man erkennt sie, wenn man sie sieht“, behauptet der US-Wirtschaftsforscher Daniel Hamermesh in seinem Buch „Beauty Pays“. Stellen Sie sich vor, diejenigen, die auf der Schönheitsskala im oberen Drittel liegen, verdienen, entsprechend einer Studie, in Deutschland zehn Prozent mehr.

Jetzt rechnen wir das auf 30 Arbeitsjahre und einem durchschnittlichen Einkommen von – sagen wir – 30.000 Euro pro Jahr hoch: Macht 90.000 Euro Beauty-Tantieme! Tja, wir Mittelmäßigen, damit müssen wir uns abfinden. Die schöne Ungerechtigkeit zieht sich laut einer Studie der Leuphana Universität Lüneburg durchs ganze Leben. Die hübscheren Babys und Kinder bekommen mehr Zuwendung, mehr Freunde, bessere Noten und auch bessere Arbeitsplätze. So können ausgesprochene Schönheiten bei der Stellensuche auf einen Universitätsabschluss pfeifen. Hübsche PolitikerInnen sind öfter im Fernsehen zu bewundern – bis auf einige Ausnahmen, weil die ja regieren müssen -, und nett anzusehende Verbrecher kriegen sogar vom Gericht niedrigere Strafen aufgebrummt.

Ach ja, und wer attraktiv ist, kann sich auf die Hilfsbereitschaft seiner Mitmenschen garantiert verlassen. Der Spruch mit der „wahren Schönheit von innen“ hat übrigens tatsächlich was Wahres an sich, weil schönen Menschen automatisch schöne Eigenschaften zugeschrieben werden, also vom Gegenüber eine Art Heiligenschein verpasst bekommen. Und dafür gibt’s eben den entsprechenden Vorschuss.

Wollen wir daraus etwas lernen? – Nun ja, auch, wenn wir, kurzfristig gesehen, nicht alle Models und die Schönsten sind, so arbeitet die Zeit gerechterweise für jedermann und jede Frau. Begucken wir uns die „Reichen und Schönen“ von früher doch mal ein paar Jahrzehnte später, so können wir doch sagen: Was ist schon Geld, wenn die Schönheit vergeht. Was zählt, ist, dass Charakter für immer besteht!