Beneidenswert lang sind sie, die Mähnen der knackigen, ehrenwerter Landshuter und der feschen Landshuterinnen. In ein paar Monaten geht’s los mit der Hochzeit. Besucher aus der ganzen Welt werden dann nicht nur Ritterturniere und historische Umzüge bestaunen können. Wer sich umhört unter dem zugereisten angelsächsischen Volk wird begeisterte Kommentare über „the amazing mop of hair“ hören. Wie wichtig für das Ego Haare sind, weiß jeder, der welche hat oder auch nicht (mehr) – selbst, wenn wir das nicht gerne zugeben mögen.
Schöne lange Haare haben zu wollen, ist Segen und Fluch unserer Gene und stammt aus der Zeit, als wir noch ein gepflegtes Fell statt Gucci und Armani trugen. Und erst die Götter aus Griechenland, Rom, dem Orient oder aus Germanien: Auf alles Langhaarige standen sie. Der lockenköpfige Apoll stalkte Daphne mit dem wallenden wilden Haar so lange, bis es ihrer Mutter zu viel wurde und ihre Tochter in einen Lorbeerbusch verwandelte. Männer sollen sich von Frauen mit langen Haaren gerne verführen lassen – man denke da an Rapunzel, Medusa, die Loreley und Pamela Anderson. Frauen sehen dagegen im langen Haar des Mannes – zumindest war das in der Antike so – ein Zeichen von Führungsqualität, Macht und männlicher Stärke. Wir erinnern uns an den blonden Nibelungen-Siegfried, den starken Samson, Brad Pitt und Hansi Hinterseer. Die ersten beiden wurden am Ende von Frauen zu Fall gebracht, der eine durch ein Eichenblatt, der andere mit einer Schere. Die beiden anderen standen, heißt es, unter dem Pantoffel. Die merowingischen Könige nannten sich übrigens „Reges criniti“. Das heißt „langhaarige Könige“. Als der letzte König geschoren worden war, war es dann auch mit dem königlichen Geschlecht vorbei.
Was könnte daher für uns gelten? – Wer lange Haare hat, sei auf der Hut vor Stalkern, Scheren, Pantoffeln und Eichen. Wer kurze hat und nicht an die haarige Macht von Führung und Verführung glaubt, kann es ja mal selbst ausprobieren und sich die Haare wachsen lassen. Wer weiß, vielleicht werden Sie dann sogar als Volksmusik- oder Hollywoodtalent entdeckt?