Undine, Alkmene und Iduna

Nein, wir lernen nichts über Wassergeister oder die Mütter von griechischen Helden oder über US-Raumfähren, sondern über die beliebteste Frucht der Deutschen: den Apfel! Seine Wurzeln stammen vom Holzapfel aus der Gegend von Kasachstan und sind 10.000 Jahre alt. Im Herbst wird der Apfel geerntet. Zu Erntedank gibt es mancherorts Apfelfeste und Apfelkuchenwettbewerbe. Jedes Jahr futtern wir durchschnittlich 20 Kilo Äpfel. Wovon die Hälfte allerdings aus China oder den USA importiert wird. Den Grund für unsere Liebe und Treue zum Apfel mag der eine im Paradies suchen, der andere solidarisiert sich mit Schneewittchen. Womöglich könnte es aber auch an unseren germanischen Vorfahren liegen. Die, also die ganz Mutigen, bekamen von der Göttin Iduna einen goldenen Apfel, durch den sie unsterblich wurden. Weiter ging dann im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“, wo der Apfel gar die Weltkugel symbolisierte und dem Kaiser ein Reichsapfel in die linke Hand gedrückt wurde.

Mit Äpfeln beworfen wurden Frauen in Griechenland von ihren Angebeteten, weil dort der Apfel als ein Aphrodisiakum gewirkt haben soll. Bei solch romantischer Keilerei ist eigentlich unbegreiflich, warum der Apfel auf Lateinisch „Malus“, also „das Böse“, heißt. Apropos: Wie sieht’s denn mit unseren Assoziationen rund um den Apfel aus? Entsprechend diverser EU-Normen müssen Äpfel eine bestimmte Größe, Farbe und Gewicht haben, ja, selbst Apfelstängel wachsen in eine bestimmte Richtung. Um an Insektiziden und Pestiziden zu sparen, sind parasitenresistente Wurmkiller-Gen-Äpfel eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. In Anbetracht von derart aberwitzigen Perspektiven erinnern wir uns heute lieber daran, wie herrlich schmackhaft doch die schiefgewachsenen, verrunzelten. und wurmigen Äpfel aus dem eigenen Garten schmecken und sich dabei auch noch (quasi kostenlos) gesund auf Kopf, Herz und Verdauung auswirken.