Du

Ich kenne Dich zwar nur ein wenig, dennoch bist Du mir vertraut. Blicke, Gesten und Worte halfen mir, Dich wiederzufinden.

Die Tage, an denen wir zusammen lachten, waren heiter und ausgelassen. Wir lebten für unsere Augenblicke und gaben uns ihnen hin.

Erst der Abschied, ein steifer Händedruck, mahnte uns an den Ernst, der uns im Getrenntsein erwarten würde.

Dann, jeder einsam für sich daheim, suchte das Bild des anderen zu finden. Unscheinbare Kleinigkeiten, eine Visitenkarte, ein Glas Wein, ein Duft, Schnee, Bäume, Berge, Hirsche, halfen dabei mit.

Manchmal drückt das Herz so laut, dass nur ein kurzer, stummer Schrei die Pein lindert. Niemand weiß noch ahnt, denn alles geschieht in Gedanken und stillem Gefühl. Sitze ruhig da, denke an Dich und träume von den Stunden mit Dir.

Sehne das Wiedersehen herbei. Zähle die Tage. Es ist schwer, ohne Dich in der Gegenwart zu leben wie bisher. Versuche, die Zukunft jetzt schon in mir bei Dir zu sein, um Deinen warmen Atem, Deine Berührung zu spüren, Deine Stimme zu hören.

Ich bin bereit! – Komm, reich mir Deine Hand und lass uns gemeinsam über den Abgrund der Einsamkeit hinwegfliegen!

Fortsetzung…

Du bist nicht bereit! – Bleibst eingeschlossen und gefangen in Deiner spröden, pflichtbeladenen Haut stecken, wo Du vor Deinen eigenen Gefühlen sicher bist. Ich sehe Dich als morschen, zerzausten und traurigen Baum. Dieses Bild tut weh. Doch halte ich niemanden fest und ich nehme nicht das Recht, einen anderen verändern zu wollen. Sei der, der Du sein möchtest. Ich bin treu und werde Dir in meinem Leben weiterhin einen Platz als Menschen mit einem Goldenen Herzen schenken.

Danke, lieber Freund, auch Du hast mich beschenkt. Unsere karmische Begegnung hat mich befreit und erlöst aus einer vergangenen, dunklen Rolle. Das nächste Mal sehen und treffen wir uns auf grüner Alm, dann als Freunde in Augenhöhe. Ich umarme Dich…