Schönheit, des Menschen höchstes Ziel. Versucht, in seinem Leben diese zu finden, in sich und in anderen. Erblickt er sein Spiegelbild, ist er entzückt, macht die Augen zu vor seinem wahren Ich.
Lächelt sich an, seine Lüge zu kaschieren. Liebevoll tastet sein Auge sich ab. Verzeiht kleine Fehler als Eigenheiten.
Wenn Schönheit von Gott gegeben, warum sind nicht alle gleich? Gibt es die Schönheit?
Um sich selbst schön zu sehen, hat jeder eine andere Variante davon.
Schönheit, nur eine Laune der Natur?
Zufall, das sich Bausteine wohlgefällig aneinanderreihten?
Warum ist die Nase des einen krumm und bei einem anderen wohlgeformt und edel?
Schönheit ist also relativ, subjektiv. Von jedem anders empfunden und anders bewertet.
Äußere Schönheit ist vergänglich. Wie eine Blume entfaltet sie ihr herrliches Blütenkleid und ist verschwenderisch mit Duft und Farben, um Vorübergehende zu betören, sie bei ihrem Anblick zu verzaubern.
Doch wie lange dauert die Verzückung?
Erkennt der Betrachter nicht bald ihren inneren Wert, wird er sich von ihr abwenden müssen, wenn die Blume zu welken beginnt. Er wird dann nach einer neuen Blüte suchen, um sich erneut verzaubern zu lassen und sich an ihrem Anblick zu ergötzen.
Wo geht der Wanderer sein Leben lang von Blume zu Bume. Am Ende seines Weges, wenn nur noch karger Boden ist, wird er traurig feststellen, dass er nur geschaut und nie den Sinn einer Blume erkannt hat. Er entwich zwar dem Verwelken und musste nicht mit ansehen, wie sich die vorher stolz zur Sonne gereckte Blüte demütig und schwach vor ihrem Schicksal geneigt hat.
Seine Flucht versagte es ihm, zu erleben, wie aus der Hässlichkeit und dem Tod neues Leben und Schönheit erwuchsen. Er ergab sich seiner Lust und floh vor der Verantwortung, der sterbenden Blume in ihrem Schmerz Trost zu spenden.
Schönheit will Ergebenheit. Sie fordert rücksichtslos die Seele, denn sie will nur um ihrer selbst Willen bewundert werden. Sie sieht nur sich, ständig bemüht, vor sich zu glänzen. Sie glaubt, dass jeder andere nur sie will, sie anbetet und bewundert und merkt dabei nicht ihre Torheit.
Sie stellt alles, was sie hat, zur Schau. Sie betreibt einen Ausverkauf ihres Inneren, nur um den äußeren Schein aufrecht zu erhalten. Irgendwann ist ihr Haus leer, das wertvolle Mobiliar verschleudert.
Aller äußere Glanz erlischt, nachdem sie verzweifelt versucht hat, dass ihr Kredit, für den sie als Pfand ihre Seele gegeben hat, gestundet wird. Arme Schönheit, selbst schuld.
Wahre Schönheit kostet Einsatz und ist harte Arbeit. Ein Mensch kann alt und schön sein. Doch nur, wenn er sein ganzes Leben daran gearbeitet hat.
Wirkliche Schönheit kommt von innen. Aus der Schönheit der Gedanken, des Geistes und der Seele. Sie erkennt jeder, denn sie strahlt; überstrahlt alles Hässliche und Schlechte.
Man muss sich dessen bewusst werden.
Offenheit, Herzenswärme, Disziplin, Freundlichkeit und vor allem die Liebe sind ihre Werkzeuge. Aus ihnen werden Venus und Adonis geschaffen.
Ein Werk für die Ewigkeit, das dem Göttlichen, einem Engel gleichkommt. Solch eine Schönheit ist nur wenigen gegeben. Sie waren auf der Suche nach ihr, denn sie verspürten ein Verlangen danach.
Der Weg, den sie zurücklegen mussten, war schwer und gefährlich. Niemand half ihnen dabei.
Die Feindin der Schönheit ist die Eitelkeit. Diese ist kurzlebig, aber von enormer Verführungskraft. Passt man nicht auf, zieht sie einen in ihren Bann. Gibt man sich ihren Genüssen hin und verfällt ihren Gaukeleien, reißt sie im unerwarteten Moment ihre Maske herunter und eine grinsende Fratze schaut einem höhnisch entgegen.