Nein, ich schreibe nichts über den sog. „Valentinstag“, den Tag der Verliebten. Mir geht’s um Wichtigeres, nämlich darum, immer grundlos verliebt zu sein. Damit können wir die Welt verändern!
Endlich! – Ob auf Bäumen oder in der Luft, die Vögel haben mit ihrem Frühlingsgezwitscher begonnen. Finken- und Amselherren trällern aus ihrem zierlichen Federleib ihre Werbesongs, darauf hoffend, dass sie von gefiederten Herzensdamen vernommen werden.
In mich hineinlächelnd waren das heute meine Gedanken beim sonntäglichen Lauf durch den Wald. Zum ersten Mal in diesem Jahr habe ich da lautes Gezwitscher und aufgeregtes Geflatter zwischen den Bäumen vernommen. Plötzlich hörte ich in meinem Inneren – kam es aus meinem Herzen? – das Lied von John Paul Young „Love Is in the Air“. Ich lief gleich viel leichter und schneller. Es fühlte sich an, als wäre ich verliebt. Doch in wen? Etwa in…? Ja, noch immer! – Auf jeden Fall kann ich wieder schlafen! Darum egal, es ist herrlich! Ich genieße das schöne Gefühl. – Der Australier JPY hatte den Song in den 70-er Jahren komponiert und gesungen. Die „Liebe in der Luft“ bewegt sich seitdem, also seit 50 Jahren, um den Erdball. Es ist das Lied über eine Liebe, die in jedem Blick, in jedem Ton, in jedem Baum, in den Wogen des Meeres, im Sonnenaufgang, nach Feierabend da ist, and „it’s there when I look in your eyes“.
Höre ich „Love Is in the Air“, gibt es kein Stillhalten mehr. Ich fange an, zu tanzen, und es ist mir wurscht, wo und wann das ist. Ich bin einfach grundlos glücklich und spüre das Gefühl von Verliebtsein. Möglicherweise reagiere ich psychosomatisch darauf, indem jedes Mal, wenn ich die ersten Takte des Liedes höre, eine Ladung Endorphine freigesetzt werden? Alles möglich!
Mein Tanzzwang bzw. -manie zu diesem Lied stammt aus der Zeit, in der ich ein paar Monate als Backpackerin durch Australien gezogen bin . Es war ein verrückter Trip, der zu den schönsten in meinem Leben gehört. Abends erscholl aus jeder Kneipe nach dem Dinner „Love Is in the Air“. Es wurden die Tische und Stühle an den Rand geschoben und dann wurde bis tief in die Nacht getanzt. Ob in Melbourne, Sydney, Cairns, Darwin oder in Alice Springs, das in der Nähe des australischen Wahrzeichens „Uluru“ (übersetzt: schattiger Platz) alias „Ayers Rock“ liegt. Aus der ganzen Welt kommen die Backpacker angereist, treffen sich in Kneipen, lernen sich kennen und verlieben sich beim Paarungstanz „Love Is in the Air“. Ich wünsche mir, dass sich dieser Oldie auch in Deutschland und in unseren Kneipen und Restaurants durchsetzt und landauf, landab gespielt wird. Das Gefühl der Verliebtheit täte uns allen so gut. Jedem von uns! Statt resignierter und unzufriedener Gespräche über Pandemie, Politik und Weltuntergangsszenarien könnten wir nach dem Essen mit den Tischen und Stühlen unser kritisches Hirn und unseren unzufriedenen Verstand an die Wand schieben und Herz und Füße zu „Love Is in the Air“ fühlen und hüpfen lassen. Ich bin überzeugt, der Konsum von Psychopharmaka, Schmerzmitteln und Blutdrucksenkern würde sich wie durch ein Wunder reduzieren. Also, liebe Leute, probiert die endorphine Wirkung von „Love Is in the Air“ doch bitte schon mal zu Hause aus. Vielleicht verändern wir durch unser Tanzen und dem Gefühl des Verliebtseins die Welt mehr zum Besseren, als wir uns das vorstellen können. Wovor haben Sie Angst? Sich zu verlieben und das Leben zu genießen? – „And I don’t know if I’m just dreaming, don’t know if I feel safe. But it’s something that I must believe in, and it’s there when you call out my name. – Love is in the air, love is in the air, oh, oh, oh…..“