Valentin, Meister Yoda und Unterhosenmodel

War wieder ganz nett dieser eine Tag im Jahr, oder? Beim heuchlerischen Säbelgerassel des geldgierigen Kommerz, der den pseudoverliebten Kasperln innerhalb von 24 Stunden möglichst viel Bares aus der Hose zu ziehen versuchte, wird Namensgeber „Valentin“ sich wieder einmal in seinem Grabe umgedreht haben – so er denn nach 1700 Jahren noch eines hat.

Ja, ja, ich klinge ironisch und sarkastisch, und manch einer fragt sich vielleicht, was ich nur für eine vertrocknete und frustrierte Ziege bin. „Na, des bin I ned!“ – Im Gegenteil: Für mich ist das ganze Leben ein Lieben, mit frischen Blumen und jeder Menge heißer Schokolade zum Frühstück. Nun wissen Sie, warum ich mich im Nachhinein über den Tag aufrege und nicht über die Bedeutung des vielbeworbenen „Valentinstages“ räsonieren werde. Seine Hintergründe und exotischen Bräuche rund um den Globus können Sie, verliebt oder nicht, im Internet selbst googeln.

Ich erlaube mir, etwas über meine Liebe zu erzählen und hoffe dabei, dass Sie mir das zugestehen. Mein ganzes Leben lang war ich auf der Suche. Nach was? Das wusste ich eigentlich selbst nicht. Erfolg, Abenteuer, Geld, der großen Liebe? Zwar spürte ich, wenn ich vor einer neuen Lebenskurve stand und nicht wusste, was sich dahinter verbarg, ein aufregendes Kribbeln in der Magengegend. Meistens jedoch deckte sich dieses leider nicht mit meinen Erwartungen und Vorstellungen, mit denen ich mit Vollgas in große Schlamassel und peinliche Fettnäpfchen hineinraste und im hohen Bogen aus der Kurve flog – bildlich gesprochen. Apropos! Für den wird’s Zeit, ich meine, den Bogen zum „Tag der Liebenden“ zu schlagen. Die hübschen, oberflächlichen Eintages-Schmetterlinge haben sich zu einem Wesen transformiert, das sich nicht so einfach beschreiben lässt. Die Oberfläche ist uneben und vernarbt, etwas rauh. Manche Stellen haben Falten und Dellen. Es erinnert irgendwie an Meister Yoda aus Star Wars, was ihn äußerlich betrachtet, nicht unbedingt zum Unterhosenmodel prädestiniert. Im Inneren des Jedi-Lehrers dagegen ist die Kraft der Herzensliebe derartig stark präsent, dass er dadurch unbesiegbar ist. Wer wahrhaftig liebt, hat keine Angst! Wohl jeder von uns dürfte damit schon seine Erfahrungen gesammelt haben oder wenigstens in Berührung gekommen sein. Zu Beginn des Lebens: Wer denkt nach einer Entbindung noch an Angst und Schmerzen, wenn der kleine Wurm hinterher im Arm liegt? Am Ende des Lebens: Wer denkt am Sterbebett eines geliebten Menschen noch an Streit und Hass? Die Zeit dazwischen wird meist allerdings mit emotionalem Blödsinn vergeudet, und ein großer davon ist, dass wir uns von der Blumen- und Zuckerindustrie den einen „Tag der Liebenden“ einreden lassen.

Was wir endlich einmal begreifen könnten, ist, dass unser Herz nicht nur zum Blutpumpen da ist. Und verschenken? Leeres Geschwätz von Pseudo-Liebenden. Mein Tipp: Seien Sie neugierig und fliegen Sie ab jetzt voller Genuss aus den den sich bietenden Kurven und lassen sich von Meister Yoda Nachhilfe in Sachen Herzensliebe geben.