Selbst schuld, wer billig is(s)t und zum Ork wird

Bei meinem heutigen Waldlauf durch Kälte und Schnee musste ich schneller als sonst rennen, damit ich warm blieb. Zum Glück greift meine Vorstellungskraft ab einer gewissen Intensität sinnlich auf den Körper über, so dass ich es schaffe, meinen Stoffwechsel gedanklich zu beeinflussen. Dazu brauche ich Themen und Ideen, die mich während des Laufs geistig in Anspruch nehmen und mich somit von körperlichen Zipperlein und Schmerzen ablenken. Ich mache mir dabei den faszinierenden Placebo-Effekt zunutze.

Während ich mich also während des Laufens und Denkens „placebionisch“ aufwärme, indem ich mich geistig mit einem manchmal interessanten aber meist nur banalen Thema auseinandersetze, stenografiere ich mit einem imaginären Stift die hereinpurzelnden Gedanken mit.

Heute habe ich über Folgendes nachgedacht: Was gibt’s zum Mittagessen? – Auf den ersten Blick gehört diese Frage in den banalen Gedankensektor. Dahinter steht jedoch ein riesiges Gebäude mit unzähligen Räumen, in denen es vor allem um die Ernährung geht. Nein, es ist kein Wirtshaus und keine Kneipe. Es ist die „Alma Mater“! Übersetzt heißt sie: „Die gütige oder nährende Mutter“. Wer studiert hat oder studiert, kennt das Wort im Sinne von „Universität“, also der geistig nährenden Mutter.

Apropos Mutter! Mit meiner lebe ich seit vergangenem Jahr wieder zusammen. Nach 35 Jahren haben wir beide so was wie eine Generationen-Kommune gegründet. Das klappt ganz gut. Wir mögen und respektieren uns gegenseitig, sind auf gleicher Augenhöhe und jede kann tun und lassen, was sie möchte. Der Synergie-Effekt ist groß. Unter anderem helfen wir zusammen bei den Arbeiten in Haus und Garten und wir sprechen uns ab beim Einkauf, Putzen und Waschen. Vor allem aber planen wir das gemeinsame Kochen. Für Mama residiert das Essen in der ersten Reihe ihres Lebens. Was nicht wundert; denn sie gehört der Generation an, die nach dem Krieg hungerte und erfinderisch und sparsam sein musste, um zu überleben. Sie stammt von einem kleinen Einödhof und hatte – wie es vor 80 Jahren so üblich war – etliche Geschwister, die gefüttert werden wollten und mussten. Vor Weihnachten wurde ein Schwein geschlachtet, das Brot einmal in der Woche gebacken, Kartoffeln wurden im Herbst geerntet und kamen in den dunklen Keller, nach Hühnereiern wurde täglich auf dem ganzen Hofgelände gesucht, Apfel-, Birnen-, Pflaumen- und Nussbäume wurden bis auf die letzte Frucht sorgsam abgeerntet und verarbeitet, und statt hübsche Blumen für das Auge anzubauen, wurden Beete für allerlei Gemüse gepflegt. Das Leben meiner Mutter und ihrer Familie drehte sich tagaus und tagein darum, genügend Futter auf den Tisch zu bekommen. Weggeworfen wurde nichts; das wäre einer Todsünde gleichgekommen. Falls etwas übrigblieb, wurde es zerschnipselt, anders gewürzt, gekocht und gebraten, und schwupps stand am übernächsten Tag ein völlig neues Gericht auf dem Tisch.

Der Koch- und Fütterungshabitus meiner Mutter stammt aus einer armen Vergangenheit, der in der heutigen und zukünftigen Zeit wertvoller als Gold ist: gesund und sparsam. Als junger Mensch konnte ich mit Mutters Wiederverwertungsideen von Gemüse, Kartoffeln und Kräutern zu Schnipselsuppen am übernächsten Tag nichts anfangen, auch für Fastenspeisen war ich nicht zu haben. Ich bevorzugte – wie alle in meiner und den folgenden Generationen – billiges „eat and run“, also schnelle Hamburger, Pommes, Pizza, Softdrinks, Döner und anderen Mist.

Im Laufe der Jahre vergrößerte sich die Entfernung zu wertvoller Nahrung mehr und mehr. „Schnell und billig“ war und ist das erklärte Ziel. Allerdings für diejenigen, die global Billigfutter aus Chemie, Hormonen und Fäkalien herstellen. Es dreht sich alleine um Gewinn- und Marktmachtmaximierung. Am Ende droht das dunkle Ziel der Monopolisierung zu einer einizigen Futtermittel-Diktatur wie Saurons Turm. Je billiger das Futter, das sich Vieh und die Menschen einverleiben, also inkarnieren, desto effektiver die organische und geistige Entwicklung hin zum verkrüppelten Ork-Wesen. Billig ist wertlose Massenware. Billig das Leben, damit wertlos. So wagen wir doch einmal eine ganzheitliche Bestandsaufnahme der Welt, die uns da so geboten wird. Abgesehen von billigem Futter, das den appetitgezüchteten Übergewichtigen in den flächendeckenden Verkaufsscheunen bekannter Supermarktketten vor die ödematösen und gichtischen Füße geworfen wird, begutachten wir nun die feilgebotenen Stofffetzen der Bekleidungsindustrie. Billigst auf Kosten von Menschengesundheit und auch -leben in Fern- und Vorderasien produziert, verdienen die gewinngeilen Zwischenhändler an dem bunten Billigramsch, den die Billigwilligen sich stolz umhängen, einmal tragen und dann achtlos wegwerfen. Billig von innen trifft auf billig von außen. Mit billigem Firlefanz sind die Wohnstätten eingerichtet, vom Waschlappen über das Bett bis zum Fernseher. Billig klingen die Stimmen aus der Medien- und Musikindustrie. Billig sind die Filmchen und Shows auf privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern produziert. Billig ist das Geschriebene, immer öfter als Symbole und Piktogramme, weil die Leute wegen Billigkeit nicht mehr lernen, richtig zu lesen und zu schreiben. Billig die Kosmetik und das, was auf die Haut geschmiert wird, verseucht mit billiger, unbrauchbarer Chemie. Billig, billig, billiges Denken, billiges Leben… Wer sein Futter, seine Kleidung, seine Pflege, sein Wohnen, seine Bildung möglichst billig erwerben und haben will, hat selbst keinen Wert mehr. Der Selbstwert ist verloren gegangen, geht weiter verloren. Eine Entwicklung hin zum Ork, dieses krüppelige Wesen der Unterwelt aus „Herr der Ringe“.

Auf jeden Fall freue ich mich auf das heutige Mittagessen, das ich mir nach dem Laufen einverleibe, mit dem ich mich verbinden werde. Es ist der Rest von gestern, den meine Mutter aufwärmt: Biogemüse, Tofu, Ingwer, Reis, mit Kreuzkümmel, Zimt, Pfeffer und Koriander gewürzt, ein Schuss Sesamöl darüber. Dazu gibt’s einen halben Salat, den Mama vor ein paar Tagen in Zeitungspapier eingewickelt und im kalten Keller frischgehalten hat.

In der Praxis werde ich oft danach gefragt, was man am besten essen soll, um gesund zu bleiben. Meine Antwort ist einfach und gefällt meist nicht: So wenig wie möglich, und ab Nachmittag am besten nichts mehr. Diese Ernährungsweise ist für mich ein Garant für ein gesundes, langes und jugendliches Leben. Warum das so ist, werde ich in einem Buchprojekt präsentieren. Allerdings dauert es noch ein Weilchen, bis ich damit fertig sein werde…

Fragen Sie sich, womit Sie Ihren Geist und Charakter füttern möchten. Was soll aus Ihrem Mund herausfließen? Wer seinen Körper mit billigen und damit minderwertigen Dingen nährt und kleidet, kann letztendlich nur billige und minderwertige Gedanken anbieten. Darum: Essen Sie weniger, doch verleiben Sie sich nur das Beste und Wertvollste ein. Somit legen Sie den Grundstein für Güte und Wertvolles in Ihrem Leben. Verachten Sie das Billige und Minderwertige, damit aus Ihnen kein Ork wird 😉